Notfalldienst spielt sich ein

WAZ vom 08.11.2011 | 19:28 Uhr2011-11-08T19:28:00+0100
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Marie-Luise Schmand

Notfalldienst spielt sich ein
Foto: Birgit Schweizer / WAZ FotoPool

Die ärztliche Versorgung der Patienten außerhalb der Praxiszeiten wurde im Februar neu geregelt. Nach anfänglichen Protesten scheinen sich die Patienten an das neue System zu gewöhnen. Auf die Umstellung des ärztlichen Notfalldienstes im Februar reagierten viele Patienten mit Verärgerung. Inzwischen  hat sich der Protest gelegt.

Dr. Wilhelm-Helmut Tinnefeld hat den Eindruck, dass sich die Bürger an die neue Regelung angepasst haben. Der Notdienstbeauftragte der Kassenärztlichen Vereinigung hat von seinen Patienten lange keine Beschwerde mehr gehört über Wartezeiten am Telefon, bis sich außerhalb der Praxiszeiten das Call-Center unter 0180 / 5044100 meldet: Seine Mitarbeiter koordinieren den Einsatz der Notärzte, die seit Februar Patienten in den Städten  Bottrop (mit Kirchhellen), Gladbeck und Gelsenkirchen im Notfall  zu Hause besuchen und medizinisch versorgen.

Nicht überfordert

Dr. Tinnefeld erinnert sich an Befürchtungen, dass dieser mit zwei Ärzten besetzte Fahrdienst mit den Patienten-Anforderungen  aus drei Städten überfordert sein könnte, aber diese Sorge sei offenbar nicht berechtigt gewesen. So interpretiert auch Claudia Kowallik, Koordinatorin der Notfallpraxis am Marienhospital, die Zahlen des vergangenen Wochenendes. Die beiden Notärzte im Fahrdienst absolvierten nach Schließung der Hausärzte-Praxen um 13 Uhr am Freitag bis Samstag um 8 Uhr 30 Hausbesuche in den vier Städten. Im 24-Stunden-Notfalldienst von Sonntag- auf Montagmorgen besuchten sie 48 Patienten, die um einen Hausbesuch gebeten hatten.

Mehr Patienten

Erste Anlaufstelle für Bottroper, unter der Woche auch Gladbecker Patienten soll die Notfallpraxis am Marienhospital sein – früher eine Einrichtung des Bottroper Ärztevereins, mit der Neuregelung des Notdienstes übernahm die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Verantwortung. Ist der Hausarzt nicht mehr erreichbar, findet der Patient in dieser gut ausgerüsteten Praxis von 18 bis 22 Uhr, mittwochs und freitags von 13 bis 22 Uhr  Hilfe bei einem Arzt.

Seit der Notfalldienst-Neuregelung kommen mit durchschnittlich 12, bei langer Öffnungszeit 25 Patienten  mehr Kranke als früher in diese Sprechstunde, hat Claudia Kowallik festgestellt,  denn sie steht auch den Gladbeckern zur Verfügung.

Samstags und sonntags, wenn die Notfallpraxis von 8 bis 22 Uhr geöffnet ist, wird sie stark in Anspruch genommen: An jedem  der Tage werden  etwa 60 Patienten versorgt – für Dr. Tinnefeld und Claudia Kowallik auch ein Beweis für die Notwendigkeit der Praxis. Nicht jede Stadt könne eine solche bieten, aber die KV wolle weitere aufbauen, wo sie fehlten, so der Mediziner.